Den eigentlichen Baubericht habe ich nun getrennt von den
anschließenden Umbaumaßnahmen an dieser Ellok.
Das Fahrverhalten war 2003
fast
so, wie ich es mir
vorgestellt hatte. Das
bei den D-Kupplern beobachtete Zucken trat anfangs kaum auf, die EP 212
(die kürzere Lokhälfte) wankte (vorbildgerecht) etwas.
Ursache waren zum Teil Montagemängel, gepaart mit den
kleinserienüblichen Unzulänglichkeiten. Damit hätte ich
u.U. leben können, aber dann begann das Martyrium für die
Doppellokomotive.
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Bild 1
Die EP 211/212 lackiert, beschriftet und gealtert,
aber noch mit dem zu kleinen Radsatz in der EP 212.
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Nachdem die Lok in den Betrieb gegangen
war, zeigte sich nach
nur wenigen Runden unter Last ein zunehmendes Rucken. Grund dafür
waren die überspringenden Zahnräder, eine genauere
Untersuchung nach der Fahrwerkszerlegung zeigte, daß die
Bohrungen der beiden
Getriebezahnräder zu weit auseinander liegen, so daß nur die
Zahnspitzen Berührung hatten. Mit dem zusätzlichen
Bleigewichten und einem Acht-Wagenzug gab der Kunststoff nach. Einmal
angefangen,
dauerte
es nicht lange, bis die Motore frei drehten und die Lok stand.
Der
erste Umbau, 2003
Also hieß es 2003 Räder abziehen, Fahrwerke teilweise
zerlegen, Getriebe ausbauen. Ein
Goldschmied lötete in die unteren Löcher paßgenau
2 mm Rundmaterial ein. Ich setzte eine neue Bohrung, 0,6 mm dichter am
Schneckenrad. Allerdings nur mit einer Ständerbohrmaschine und
ohne
genauen Schraubstock, so daß die neuen Bohrungen auch nicht
paralleler
saßen als die alten Da die Sichtkontrolle (damals noch ohne
Kopflupe)
der Zahnräder keine
auffälligen Schäden zeigte, verwendete ich sie weiter.
Bei dieser Gelegenheit
ersetzte ich noch das Rad des
Vorläufers. Auf der Zeichnung hat die Lok im Drehgestell 1000er
Räder und im Nachläufer 1150er Räder. Dem Modell
liegen aber nur drei identische Radsätze bei. Um den Eindruck des
Vorbildes besser zu treffen, ersetzte ich den Nachlaufradsatz durch
einen Vorläufer der 05 001 von Liliput.
Der
zweite Umbau 2004
Nach der
Würgerei am Triebwerk und den vielfachen Montagen und
Demontagen standen die Treibräder nicht mehr
ordnungsgemäß bei einer erneuten Zerlegung versuchte ich
vergeblich, die Räder besser aufzupressen und das nach dem zweiten
Zusammenbau entstandene Zucken zu dämpfen. Weitgehend erfolglos.
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Bild 2
Die Doppellok 2006 nach dem Einbau der
Inneneinrichtung
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Der
dritte Umbau, 2006
Nachdem ich nun die EP
211/212 von Mario Menge zu Besuch hatte, gefiel
mir meine Doppellokomotive nicht mehr so richtig. Vor allem die
fehlenden Teile sollten nun angebracht werden. Dazu gehörten die
Türfenster, ein 1150er Radsatz und die Kabel und Leitungen unten
am Kasten. Zusätzlich gab es noch zwei offene Fenster, damit man
die Maschinenraumkulisse besser sehen kann. An der EP 212 fehlt noch
eine Leitung und die Räder im Drehgestell wurden gegen
Räder der Roco P 4.2 ausgetauscht. An das Abdrehen der
Treibräder traute ich mich nicht ran.
Der
vierte Umbau, 2009
Das weiter oben
beschriebene Wanken und Zucken der EP 212 verstärkte ich im Laufe
ihrer Einsätze. Ich versuchte, die Stellung der Radsätze und
Blindwellen zueinander zu ändern, ich tauschte die Befestigungen
der Stangen aus, alles vergeblich. Mit einer erneuten
Totalzerlegung der
vorhandenen Fahrwerke versuchte ich der Probleme Herr zu werden, auch
das scheiterte. Eine
Ursache für das schlechter werdende Fahrverhalten auf den seit
2006 verwendeten feineren
Elite-Gleisen waren zweifellos meine schief aufgepressten
Treibräder plus das Spiel sämtlichen Lagern. Da sich die
Anschaffung der Fräse mit Kreuztisch schon ewig verzögerte
(Die werte Gattin fand eine neue Küchenausstattung wichtiger),
gönnte ich mir einen letzten Versuch. Ich bestellte bei APS einen
Berg Zahnräder und gleich die Treibräder der 23.10 von Roco.
Diese Radsätze setzte ich in den Messingrahmen ein,
aufgepreßt
wurden sie mit Drehbank und Preßhülsen. Nun lief zwar der
Rahmen ohne zu wanken und zu torkeln, aber sowie die Stangen montiert
waren und die Lok dann selbständig laufen sollte, zuckte und
schüttelte sie sich trotz der vergrößerten Schwungmasse. Hier war der Punkt gekommen, an dem
man so ein Modell entweder über eBay einem Vitrinensammler
verkauft oder die Probleme grundsätzlich angeht.
Der fünfte Versuch:
Fahrwerksneubau 2009
Aus den verschiedenen Erfahrungen mit Kleinserienmodellen entstand
deshalb der Entschluß, die Fahrwerke neu zu bauen. Bedingung
dafür war eine Fräsmaschine mit Kreuztisch und 10er
Messingprofil.
Für mich waren das die ersten Versuche bzw. der erste Versuch
überhaupt, ein Getriebe zu bauen. Zwar habe ich schon monatelang
darüber nachgedacht, für den Fachmann wird sich trotzdem
manches hemdsärmelig darstellen.
Begonnen habe ich mit der EP
212, der Lokhälfte mit dem übleren Fahrverhalten (beim
Vorbild übrigens auch). Idee war, ein U-Profil in den
geätzten Rahmen einzusetzen, welches an Stelle der gegossenen
Achslager die Achsen aufnimmt. Genau gebohrt, sollte der neue Rahmen
deutlich weniger Spiel haben. Das Einsetzen ging nicht, weil der Rahmen
der 1B-Hälfte zu eng ausfällt.Deshalb wurde der Originalrahmen wurde aufgeschnitten
und nur die Seitenteile werden weiter
verwendet.
Das
U-Profil wurde abgelängt, die Achsbohrungen mit Hilfe der
Kuppelstangen festgelegt und dann mit der Fräse und dem Kreuztisch
gesetzt. Die Achslager sind unten offen, ich wollte die Radsätze
der 23.10 nicht zerlegen um den 90°-Versatz zu erhalten. Die
höheren Bohrungen für die Zwischenzahnräder sollte man
sicher mittels Zeichnung und Reißzirkel ausmachen. Mangels
Kenntnisse habe ich aber in die Achsbohrungen 2mm-Stifte mit den
Zahnrädern eingesetzt, dann eine Achse mit Zwischenzahnrad ins
Bohrfutter gespannt und nun mit dem Kreuztisch die Lage erkurbelt. So,
daß genug Spiel, aber auch genug Eingriff vorhanden ist. Das
höher gelagerte Schneckenrad sitzt in einem Aufsatz. wie das
folgende Bild zeigt.
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Bild 2 & 4
Das neue Getriebe mit den ersten Zahnrädern
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Bereits der zweite Versuch gelang, beim
ersten lagen alle Achsen zu hoch, die Zwischenzahnräder
saßen zu stramm. Die Zahnräder haben Modul
0,4, das dazu passende Schnecke aber Modul 0,5. Das paßt gut, den
die von Westmodel gelieferten Zahnräder und Schnecken haben Modul
0,5.
Die Radsätze
eingesetzt, rollt das neue Getriebe schon klemmfrei und leicht.
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Bilder 5 bis 7
Das Getriebe mit den Radsätzen zur Rollprobe.
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Gehalten
werden
die Radsätze von 8er Messingprofil. Damit die Zahnräder nicht
kämmen,
habe ich mit Hülsen gedreht und, als diese knapp wurden und ich
nicht
drei Treppen in den Keller wollte, später Silikonschlauch benutzt.
Weil der Ätzrahmen sowieso zerlegt war, brachte ich eine neue
Lagerung der Laufachse. Beim Vorbild eine Adamsachse, im Modell eher
eine Bisselachse wegen der engeren Radien. Ich habe als Minimum 800er
Radien, keine Lust eine neue Halterung zu bauen und so wurde die Achse
festgelegt. So setzte ich
auch am vorderen Rahmenende U-Profil ein, setzte ein Langloch und
federte die Adamsachse
mit sehr dünner Gitarrensaite. Der Halbkreis, der nun im Rahmen
fehlt, wird später ausgefüttert, wenn klar ist, daß ich
den Raum nicht zum Ausschwenken brauche.
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Bild 8 & 9
Das fertige Fahrwerk ohne Motor.
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Das Einsetzen des neuen
Getriebes in den Rahmen gelang ohne Probleme, vorn habe ich es geklebt,
hinten gelötet.
Der Motor lagert auf
Polystyrolblöcken, die Schwungmasse ist etwa dreimal so groß
wie das Original von Westmodel. Der Motor liegt außerdem nun
höher
als vorher, die
höhere Lage ermöglicht mir auch, eine vom Durchmesser
größere Schwungmasse zu verwenden. Der Auslauf ist auch aus
niedrigen Drehzahlen
sehr gut, ein Zucken oder Klemmen kommt nicht vor. Einen "winzigen"
Fehler habe ich natürlich auch noch entdeckt, was die Freude etwas
trübt. Das Fahrwerk kippelt minimal, eine sehr unschöne
Erkenntnis.
Ein das eine, zu hoch liegende "Achslager" habe ich dann Kupferfolie
eingelötet und anschließend solange geahlt und gefeilt, bis
alle vier Räder gleich aufliegen. Das ging besser als erwartet.
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Bild 10
Hier mit eingeklebtem Motor.
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Nachdem nun das erste Fahrwerk
mit Fremdeinspeisung rauh, aber sauber lief, begann ich glücklich
mit der zweiten Lokhälfte. Der geätzte Rahmen wurde
ausgebaut, zerlegt und alle Anbauteile abgelötet. Weil hier das
10er Profil reinpaßt, wurde der Ätzrahmen nur im Bereich der
Radsätze beschnitten.
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Bild 11
Der demontierte und entlötete Rahmen.
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Ach hier wieder das Profil
zugeschnitten, angerissen und probeweise eingesetzt. Man sieht die
angezeichneten Achslöcher.
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Bild 12
Probestellung.
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Damit die Radsätze nicht
rausfallen, wird für beide Fahrwerke ein 8er Profil als untere
Getriebeabdeckung angefertigt. Da die Zahnräder der Radsätze
und Blindwellen sehr groß sind, schränkt die Abdeckung
gleichzeitig das seitliche Spiel
der Radsätze ein und es gibt keinen Trödel mit den
Blindwellen. Der Rahmen läßt sich
einfach aufstecken, wenn man Erfahrungen sammelt ist das recht
hilfreich. |
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Bild 13 & 14
Die Rahmenabdeckung.
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Das Bohren erfolgt wie schon
beschrieben,, Zahnräder einsetzen, Probeläufe, geringe
Nacharbeiten.
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Bild 15 & 16
Das zweite Getriebe.
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Ein paar Minuten später
sehen die beiden Fahrwerke schon mal recht gut aus. Die 2B-Hälfte
ist noch nicht gestrahlt, komplettiert und lackiert.
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Bild 17
Versuchsweise Aufstellung der Fahrwerke.
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Ein Blick auf die Unterseite
zeigt die Getriebeabdeckungen und auch den Raum, den die Blindwellen
benötigen. Bei den ersten Probeläufen zeigte sich, daß
die originalen Blindwellen
auch eiern. Sie werden deshalb ebenfalls ersetzt |
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Bild 18
Die Getriebeabdeckungen.
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Die Kuppelstangen sind nun nur
Dekoration, mit der Blindwelle nicht mehr verbunden. Dadurch ist es
egal, wo, ob und wie die Blindwelle ihre Befestigungsschraube hat. Also
habe ich, da die Befestigung zur Kuppelstange
ebenfalls wegfällt, einfach neue Blindwellenscheiben aus
Rundmaterial gedreht. Bei der EP 209/210 und 211/212 waren die
Blindwellen ohne Gegengewicht, das erleichtert die Sache erheblich.
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Im Originalzustand wird die
Kraft von der Blindwelle über die bekannt wuchtige und
überaus häßliche (aber robuste)
Märklin-Kuppelstangenschraube übertragen. Da diese wegen der
Zahnräder wegfallen kann, muß das Loch in der Kuppelstangen
verschlossen werden. Ich habe aus 3er Messing-Rundmaterial so etwas wie
einen Bolzenkopf gedreht, der dort eingelötet wurde.
Geradezu winzig sind die Teile auf dem folgenden Bild. 2 mm lange
Distanzhülsen, kleine Nägel mit abgedrehten Köpfen als
Stangenbefestigung.
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Die Stangen eingesteckt,
Blindwellen aufgeschoben und einen erneuten Probelauf gemacht. Es
zeigte sich, daß die Stangen genug Spiel haben und nicht gegen
das Getriebe arbeiten. Eine erfreuliche Erkenntnis. Weil die neuen
Blindwelle keinen Kontakt mit der Kuppelstange hat, ist auch die
Isolierung überflüssig und eine weitere Ungenauigkeit
ausgeschlossen.
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Und so ist der aktuelle Stand.
Ein Fahrwerk hat schon Stangen,
allerdings habe ich die Radsätze so eingesetzt, daß die
Schmiergefäßöffnungen unten sind. Ein Glück,
daß ich die Achslager nach
unten offen gemacht habe. Sonst könnte ich überlegen, wie ich
die
eingeklebten Stangenbolzen aus den Rädern bekomme! |
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