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Die Maste
 
Stand 09.01.2003



0. Allgemeines
Maste haben die Aufgabe, die gesamte Fahrleitungsanlage zu tragen und die exakte Position des Fahrdrahts zu gewährleisten. 
Es gibt und gabe eine Reihe Mastbauarten für die unterschiedliche Materialien verwendet werden. 
In der Frühzeit der Elektrifizierung wurden hölzerne Maste aufgestellt. Davon kam man aber wieder sehr schnell ab, da Holz nicht die nötige Festigkeit für höhere Geschwindigkeiten aufbringt und zudem nur begrenzte Haltbarkeit aufweist. 
Metallmaste zeigen hervorragende Eigenschaften in Bezug auf Stabilität und Maßhaltigkeit. Wird der Mast verzinkt, ist auch die Korrosionsanfälligkeit von Kohlenstoffstahl beherrschbar. 
Metallmaste gibt es als Einsetzmaste und Aufsetzmaste. 
Metallmaste sind sehr ressourcenintensiv, gerade in Mangelzeiten ist für eine Volkswirtschaft der Einsatz großer Mengen Stahl (St 38) problematisch. Versuche, den Stahl durch Ersatzstoffen, konkret: Beton zu ersetzten, reichen bis in die Anfangszeit der Elektrifizierungen. Großflächig wurden Betonmaste aber erst nach 1950 gefertigt, nach ausgiebigen Versuchen in den sechziger Jahren wurden mit Beginn der zweiten Elektrifizierungswelle vermehrt Betonmaste eingesetzt. Die Betonmasten, die in der Endphase der DR nach den gleichen Prinzipien gefertigt wurden wie die Betonschwellen, zeigten natürlich auch die selben Zerfallserscheinungen. Allerdings ist mir kein Fall aus der Rbd Berlin bekannt, bei dem ein Betonmast wegen starken Zerfalls gewechselt werden mußte. 
Die Angabe der Jahreszahlen ist nur als Richtwert zu sehen, in der Regel bezieht sie sich auf die Gültigkeit der entsprechenden DR-M. 
Die Farbgebung ist recht unterschiedlich, In den dreißiger Jahren überwog ein Anstrich mit RAL 6012 (schwarzgrün). Ab etwa 1960  setzte sich bei der DR ein hellgrauer Farbton durch. Dieser in der DV 807 (RoSt, gültig ab 1963) festgelegt, zur Anwendung kam ein Eisenglimmeranstrich nach RAL 9006/ 9007, teilweise auch RAL 7015. 

Soweit nicht anders angegeben, stammen die Zeichnungen aus der DR-M. Mit der rechten Maustaste, "Grafik anzeigen" erhalten sie eine Darstellung in der wahren Größe der Bilder. 
Einige Zeichnungen sind mit Fotos verknüpft! 


1. Metallmaste 12345678901234567890123456789012345678901234567
1.1. genieteter Flachmast, 1903 - 1950
Der Mast besteht aus zwei U- Profilen, zwischen denen eine "eiserne Schlange", ein gewundener Streifen Flachstahl eingenietet ist. Einen Mastfuß besitzt der Flachmast nicht, er wird direkt in das Fundament eingesetzt, der Mastkopf wird durch waagerechte Knotenbleche zusammengehalten. 
Der Flachmast ist der Standardstreckenmast, er trägt einzelne Ausleger, wird aber auch für Querjoche verwendet. 
Der Flachmast darf nur in zwei Richtungen belastet werden. 
Er hat eine Länge, die je nach Bedarf schwankt. Auf Hängen oder Kastenbrücken kann der Mast 2 m hoch sein, für Querjoche und als Schaltermast sind auch 9 bis 12 m möglich. 
Die Standardlänge beträgt 7 m. 
Es gab den Mast als Einsetz- und als Aufsetzmast, wobei letzterer die bevorzugte Form für Bahnhöfe war.


1.2. genieteter Einsetz-Winkelmast 1910 - 1955
Der Gittermast ist der am vielfältigsten verwendbare Mast. Er trägt alle Formen von Quertragwerken, er kann Abspannmast sein und auch große Höhen bei gleichzeitiger Verwindungsfestigkeit erreicht nur der Winkelmast. 
Er wird aus Winkeleisen gefertigt. Die vier Eckstiele werden durch schräg eingenietete Winkel verbunden, der Mastkopf wird durch vier Knotenbleche gebildet. Die Niete haben den Durchmesser 16 mm. 
Der Einsetzmast wurde in Längen von 9000 bis 18000 mm geliefert, bis 16000 mm ist er einstöckig. 
 

Bei Gittermasten wurde die Niettechnik am längsten angewandt, mit der Verbesserung der Schweißtechnik wurde etwa 1963 auch die Niettechnik für Gittermaste abgelöst.

Einsetzmast der DRG /DR
Zeichnung aus DR-M


1.3. genieteter Aufsetz-Winkelmast, etwa 1924 - 1963
Der Mast entspricht im wesentlichen dem Einsetzmast (1.2.) Er wird ebenfalls aus Winkeleisen gefertigt. Jeder Eckstiel steht auf einer 
 eigenen Fußplatte, die die Löcher für die Ankerbolzen des Fundaments enthält. In den dreißiger Jahren wurde in Bahnhöfen ausschließlich diese Bauart verwendet, da Einsetzmaste nicht nach allen Seiten verankert werden können.


1.4. gewalzter Profilmast, etwa 1926 - 1930
Dieser Masttyp besteht aus einem Doppel-T-Profil. Von oben betrachtet, zeigt er eine H- Form, welche ihm den Namen gab. Er ist sehr stabil und verwindungssteif, aber verschlingt im Vergleich zum Rahmenflachmast viel Material. Er wurde am Ende der zwanziger Jahre eingesetzt, ob er über die Versuchsphase hinaus kam, ist mir nicht bekannt.


1.5. geschweißter Einsetz-Rahmenflachmast 1955 -1967
Diese Nachkriegsentwicklung wurde nur noch in begrenzter Zahl verwendet, der Aufsetzmast verdrängte ihn völlig. Ab 1965 wurde keine Einsetzmaste mehr hergestellt. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Einsetz-Rahmenflachmast nach DR-M 25-22.120
Zeichnung aus DR-M


1.6. geschweißter Aufsetz-Rahmenflachmast, 1950 - heute
Dieser ist eine Nachkriegsentwicklung. Er besteht wie der genietete Mast aus zwei U- Profilen, diese werden mittels Flachstahl verbunden, Mastfuß und Mastkopf ähneln dem genieteten Mast. 
Belastung und Maße gleichen sich. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Geliefert wird er in Längen von 6000 bis 13500 mm. 
Foto!

Foto: Flachmast der DR
Zeichnung aus DR-M
Foto!


 


1.7. geschweißter Aufsetz-Winkelmast, 1962 - heute
Er ist der Nachfolger des genieteten Mastes, das Aussehen hat sich nur unwesentlich verändert, statt Nieten halten ihn nun Schweißnähte zusammen. 
Es gibt ihn in fünf Ausführungen: 
 
 

Mastlänge



Fuß
600 x
800
7000 7500 8000 8500 9000 9500 10000 11000 12500 14000 16000
 800 x
1000
9000 10000 11000 12500 14000 16000 18000
1000 x
1250
12500 14000 16000 18000 20000 22000
1250 x
1600
14000 16000 18000 20000 22000
1600 x
2000
16000 18000 20000 22000 25000 28000

Ab 18 Meter sind Maste zweistöckig , ab 25 Meter dreistöckig ausgeführt. 
Die Mehrstöckigkeit erleichtert die Montage gerade beim Einsatz des Hubschraubers.

Foto: Gittermast nach DR-M
Zeichnung aus DR-M
Foto!


1.8. geschweißter Abfangmast, etwa 1975 - 1990
Der Kastenmast besteht aus einem Hohlkörper quadratischen Ursprungs. Er hat einen oder zwei Ausleger, die das Kettenwerk abfangen. Er hat als einfacher Mast die Form eines F. Er wird eingesetzt, wenn die Platzverhältnisse das Stellen eines Winkelmastes nicht zulassen. Oft steht er zwischen den Gleisen an Ausfahrgleisen, die nur teilweise überspannt sind. (Bsp. Bf. Berlin Schöneweide) 
Er hat eine normale Höhe von etwa 7 m.


1.9. Turmmast aus Kastenprofil, 1985 - 1990
Er ähnelt dem Kastenabfangmast, dient aber als Querfeldmast. Er hat H- Form, an einer Seite sind Trittstreben eingeschweißt um das Besteigen zu ermöglichen. 
Mir ist nur ein Ort bekannt, wo dieser Mast eingesetzt wurde. 
Bahnhof Berlin Nordost. (Bno??) 
Die Höhe beträgt wie beim Gittermast etwa 16 bis 18 Meter.


2. Pioniermast, etwa 1965 - heute
Der Pioniermast gehört zur Standardausrüstung eines jeden Fahrleitungshilfzuges der Deutschen Reichsbahn. Mit ihm kann nach Unfällen die Fahrleitung wieder hergestellt werden, wenn die Fundamente den einfachen Austausch der Aufsetzmaste durch den Grad der Zerstörung nicht mehr zulassen. Ein weiterer Fall, der in der Rbd Berlin nie eintrat, ist der Ersatz beim Unfall zerstörter Betonmaste. 
Er besteht aus Stahlrohr mit etwa 200 mm Durchmesser und ist mehrteilig um die Handhabung zu erleichtern. 
Zum Stellen wird der Fuß, ebenfalls Rohr unter dem Gleis zwischen zwei Schwellen durchgesteckt und am Schienenfuß befestigt. Der eigentliche Mast wird am Fußrohr befestigt dann wird der Mast aufgerichtet, verstrebt und mit Ankerseilen in mindestens drei Richtungen abgespannt. Der Anbau von Auslegern weist keine Besonderheiten auf, der Mast hat entsprechende Befestigungslöcher. 
Der Pioniermast ist 8 oder 9,3 m hoch. 
 
 

 

Pioniermast
Zeichnung aus DR-M

Vorbildfoto



3. Betonmaste
3.1. Rundbetonmast
Der Rundmast ähnelt vom Äußeren den heute weit verbreiteten modernen Betonmasten. Im Gegensatz zu heute wurden Betonmaste in der Zwischenkriegszeit auch häufiger als Abspannmaste eingesetzt. 
Der Betonmast hatte nur geringen Anteil an der Gesamtzahl der Maste in Schlesien. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Betonmaste in der Nähe von Görlitz
Sammlung Thomas Scherrans


3.2. doppelter Betonmast in Leiterform für Querfelder, 1923
Diese Ausführung war der Versuch, stählerne Querfeldmaste zu ersetzen. Soweit bekannt, war der Bahnhof Nikolausdorf der einzige, der diese Mastform bekam. 
Die Maste stehen heute noch. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Betonmaste in Nikolausdorf
Bild aus: Georg Schwach, "Oberleitungen für hochgespannten Einphasenwechselstrom in Deutschland, Österreich und der
Schweiz", Bd. 2


3.3. Betonmast/ Versuchsausführung, 1960 - 1962
Der Betonmast in H-Form wurde in den sechziger Jahren bei der DR auf der Strecke Böhlen - Espenhein erprobt. Noch heute sind zwischen Böhlen und Espenhain einzelne Maste dieser Bauart zu finden, obwohl die Kettenwerke abgebaut sind.
Ebenfalls  wurden auf der Strecke Altenburg - Werdau bei Lehndorf Maste dieser Bauart verwendet. Diese verschwanden Mitte der 70er Jahre, als diese Strecke wieder zweigleisig ausgebaut wurde.

Die Mastbauart konnte sich in der Form nicht durchsetzen. Sie war sehr empfindlich gegenüber Beschädigungen seiner Kanten, zeigte nicht die gewünschte Stabilität  und brachte nicht die erhoffte Stahleinsparung mit sich. 
 
 
 
 

Das Foto zeigt einen Radspannermast, zur Aufnahme der Zugbelastung muß der Mast mit Ankerseilen abgefangen werden.

H-Mast in Betonausführung
unbekannter Fotograf, etwa 1961


3.4. Betonmast/ Regelausführung, 1963 - heute
Der Rundmast aus Spannbeton setzte sich durch. Er hat unterschiedliche Durchmesser, allen Masten ist die Verjüngung zur Spitze hin gemeinsam. 
Die Befestigung von Anbauteilen ist etwas problematisch, auch zum Besteigen muß entweder eine Leiter mitgeführt werden oder ein Fahrzeug mit Hebebühne wird benötigt. 
Auch die Erdung der Anbauteile ist aufwendiger als beim Stahlmast. Dafür ist er in der Wartung und Instandhaltung anspruchslos. 
Über Erdreich zeigt er eine Höhe von 7 bis 8 Meter. 
 
 
 
 

 

Foto: Betonmast der DR
Foto!


3.5 Rechteckbetonmast, etwa 1985 - 1990
Der Rechteckmast war als Ersatz für den Winkelaufsetzmast entwickelt, wieder unter dem Gesichtspunkt der Stahleinsparung. Eine größere Verbreitung fand diese Bauart in der Rbd Berlin nicht, nicht zuletzt die Ende der achtziger Jahre verstärkt auftretenden Probleme mit trocken geschleudertem Beton unterbrachen die Verwendung. 
Der Mast ist im Prinzip wartungsfrei, stellt bei Bauarbeiten durch die mangelnde Besteigbarkeit den Monteur vor erhebliche Probleme. 
Zu sehen sind drei Exemplare dieser Bauart im Bahnhof Brand (Görlitzer Bahn) am Stellwerk W2.
Foto folgt!

 
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