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Das Anfertigen von Abschriften.
(ENTWURF)

Das Anfertigen von brauchbaren Druckvorlagen ist nicht so einfach wie sich "Abschreiben" anhört, andererseits auch nicht so kompliziert. Nachfolgend nun meine Erfahrungen beim Vorgehen.
1. Die Vorlage/ der Text.
Grundsätzlich geeignet sind alle Vorschriften, die lesbare Textteile haben. Schwieriger wird das Finden einer passenden, möglichst originalgetreuen Schriftart. Da muß im Einzelfall genau überprüft werden, ob alle Buchstaben wie in der Vorlage aussehen und ob die wichtigsten Ligaturen verfügbar sind. Dabei sollte man es aber nicht übertreiben, da Abschriften und Nachdrucke immer als solche erkennbar bleiben (sollten) und im Einzelfall die Lesbarkeit Vorrang haben sollte.
Es gilt aber zu beachten, daß nicht jede im Netz verfügbare gebrochene Schrift auch alle Ligaturen hat. Wichtige Ligaturen sind m.E. das "ch", "tz", "tt" und das "ck". Das "st" ist oft im Druckbild nicht von den Einzelbuchstaben zu unterscheiden. Ganz wichtig ist noch, daß die Schriftart beide s-Formen, das lange s und das kurze, runde Schluß-s aufweist. Ohne das passende s kann man eine Abschrift eigentlich vergessen.
Letztlich ist beim abschreiben auch von Bedeutung, wie kompliziert die Ligaturen mit der Tastatur dargestellt werden. Die recht schörkelige Becker-Fraktur benutzt für das Schluß-s das "@", eine für mich sehr unglückliche Lösung, da beide Hände das Zeichen darstellen müssen. Besser ist das bei der Schriftart Koch-Fraktur gelöst, hier ist das häufigere Lang-s mit "s" darzustellen, das Schluß-s mit dem "+". Das erleichtert das flüssige Schreiben.
Beim Erstellen des Textes muß jeder für sich entscheiden, ob er den Rohtext in einer lateinischen Schrift erstellt und dann die Ligaturen setzt oder gleich in Fraktur schreibt (Was ich bevorzuge). Natürlich gibt es auch zahlreiche Softwarelösungen für das Setzen der Ligaturen, die für mich aber keine Alternative waren und sind.

Nachfolgend ein Beispiel, wie die Vorlage (links) durch eine passende Abschrift (rechts) recht gut nachempfunden werden kann. Die benutzte Frakturschrift (Open Office) ist etwas schmaler und hat geringfügig abweichende Schörkel, paßt aber von den getesteten Schriftarten am besten.




2. die Abbildungen.
Abbildungen in alten Büchern und Vorschriften sind nicht so ohne weiteres verwendbar. Das Papier ist oft stark vergilbt, je nach Epoche extrem holzhaltig oder mit Lumpen versetzt. Einen einfachen Scan in die Abschrift einbauen, ist durchaus möglich, aber m.E. nur die drittbeste Lösung. Eine Möglichkeit ist noch, die Abbildungen komplett neu zu erstellen. Hier geht aber oft der Charakter des Alten verloren. Günstiger finde ich die Lösung, die Bilder zu scannen, zu bearbeiten und dann in den Text einzufügen.
Nachfolgend das Vorgehen an einem Läutepfahl aus dem Anhang zur Signalordnung von 1941 für die Ostmark/das Sudetenland grob beschrieben:



Der Scan mit mindestens 400 dpi.
Ausgerichtet, in Graustufen umgewandelt.


Kontrast aufziehen bis der Hintergrund weiß ist.
Umwandeln in Echtfarben, die farbigen Felder ausfüllen

Man kann gut erkennen, wie gelb das Papier der Vorlage ist. Würde man nun nur den Kontrast aufziehen, bliebe ein Rest gelb übrig, der sich beim Ausdruck letztlich ziemlich übel in uringelb bemerkbar macht. Zudem zählt die Seite dann als Farbdruck, was bei Weichensignalen z.B. überflüssig ist.
Ebenso überflüssig ist sicher zu erwähnen, wieviele Versuche und Fehlschläge nötig waren, um die beste Variante zu finden.

3. Die Druckvorbereitungen
Als brauchbares Format für solche Druckvorlagen hat sich PDF erwiesen. Open Office hat eine entsprechende Exportfunktion, die für den Ausdruck zuhause und im Copyshop genügen.
Wagemutige oder auch sparsame Zeitgenossen können sich die Abschrift selber ausdrucken, bei überlegter Anordnung der Seiten sogar als richtiges Heft. Zu beachten ist dann, daß links immer die geraden, rechts immer die ungeraden Seitenzahlen stehen. Hat ein Heft z.B. 32 Seiten, steht auf der Vorderseite links die 32, rechts die 1, auf der Rückseite der 1 die Seite 2, auf der Rückseite der Seite 32 die 31. Man sieht, daß die Summe der Seitenzahlen eines Blattes immer die maximale Seitenanzahl plus 1 ist, im Beispiel muß die Summe der Seitenzahlen im ganzen Heft 33 betragen.
Wie man das mit einem Drucker organisieren kann oder ob die Druckvorlage so zusammengebaut werden muß, das muß jeder für sich herausfinden... ;-)
Ganz abgesehen davon, daß die Qualität professioneller Drucke und Bindungen nicht erreicht wird, ist auch die Haltbarkeit eigener Ausdrucke deutlich geringer als die eines Copyshops oder einer Druckerei.

Eine besser Variante ist der Ausdruck in einem Copyshop. Dafür genügt eine PDF-Datei mit fortlaufender Seitenzahl. Die Angestellten dort können dann die Datei auf A5 z.B. ausdrucken. Farb - und einfarbige Seiten werden getrennt erfaßt, aber zusammen ausgedruckt. Viele Läden, vor allem solche, die mit Studenten und Diplomarbeiten zu tun haben, binden das Werk dann gleich. Je nach Ort, Aufwand und Bindung kann so ein Heft mit 80 Seiten schon um die 25 Euro und deutlich mehr kosten.

Die ideale Lösung ist eine Druckerei. Auch hier sind die Möglichkeiten der Druckereien, ihre Bereitschaft zu Kleinaufträgen wie auch die Preisvorstellungen sehr unterschiedlich. Abhängig von der Druckerei kann man aber eine Reihe Vorarbeiten selber erledigen und somit die Kosten niedriger halten. auch hier sind Dateien im PDF-Format zu bevorzugen, da mit DOC-Dateien (z.B. Word) die Vorlage auf jedem Rechner anders aussieht und dann die Druckerei einen Haufen Arbeit mehr hat, den sie sich u.U. auch fürstlich vergüten läßt.
Die z.B. von Open Office erstellten PDF-Dateien sind wegen der geringen Ausgabequalität für Druckereien nicht geeignet. Welche Ansprüche die Druckerei im einzelnen hat, ist zu erfragen, ein Ausdruck mittels der Vollversion von Acrobat ist aber in jedem Falle der Vorzug zu geben.

3. Der Ausdruck durch eine Druckerei.
Ein wichtiger Punkt für diese Entscheidung ist die Auswahl möglicher Papiersorten, die eine Druckerei bieten kann. Ich habe nach langem Suchen ein spezielles holzhaltiges Papier mit 70g gewählt, daß dem Original sehr nahe kam. Allerdings sind solche Entscheidungen öfter neu zu treffen, da die Papieranbieter gern und häufig ihr Sortiment wechseln und dann das Theater von vorn beginnt.
Im Idealfall liefert man eine Datei ab, bekommt nach ein paar Tagen einen Probedruck, erschreckt sich nur mäßig angesichts der Druckfehler, liest Korrektur und gibt das ganze wieder ab. Irgendwann bekommt man eine Blick für Fehler, aber trotzdem sollten andere Personen ebenfalls Korrektur lesen.

Das fertige Heft gibt es dann nach ein paar Tagen, Drucken und Binden sind nicht so zeitaufwendig. Nach Wunsch gibt es auch andere Formate, runde Ecken und farbige Umschläge. Bei letzteren ist mitunter Eigeninitiative gefragt, weil die Druckerei nur in Grenzfällen bereit ist, ein Ries Karton oder Pappe mit mindestens 250g für 6 Hefte zu bestellen.
Der Preis je Exemplar ist nach meiner Erfahrung geringer als im Copyshop, die Hälfte muß man aber auch rechnen. Je nach Technik muß man immer 2, 4 oder 8 Exemplare abnehmen, man ist also gut beraten, vorher im Bekanntenkreis zu fragen, ob noch jemand einen Nachdruck gebrauchen kann. Wer tatsächlich nur ein Exemplar benötigt, im im Copyshop besser aufgehoben.

Das Ergebnis kann sich bei mir nach einer gewissen Lernphase durchaus sehen lassen. "Meine" Signalbücher sind als Nachdrucke erkennbar, sehen aber gut und authentisch aus. Nach ein paar Jahren Gebrauch dürfte sich das Aussehen noch mehr dem Original annähern.
Letztlich lag mein Interesse auch darin, die Informationen zu bewahren und handliche Unterlagen zu besitzen. Mit gewöhnlichen Kopien zu arbeiten ist, wenn auch nicht billiger, so doch mit geringerem Aufwand verbunden. In der Handhabung und Haltbarkeit sind sie richtigen Drucken aber weit unterlegen.

5.07.2007